Die 2. Röhre torpediert unsere Verlagerungspolitik.

Am 28. Februar stimmen wir über vier eidgenössische Vorlagen ab. Eine davon ist der Bau eines zweiten Autotunnels durch den Gotthard. Im Jahr 1994 stimmten wir über die Initiative zum Schutze des Alpengebietes vor dem Transitverkehr, genannt Alpen-Initiative ab. Das Volk sagte ja zur Initiative und damit nein zu einer zweiten Röhre durch den Gotthard. Anstelle des Autotunnels wurde die Alpentransit Strecke gebaut: Die NEAT, der längste Eisenbahntunnel der Welt. Damit soll der Verkehr durch die Alpen auf die Schiene verlagert werden.

Ende dieses Jahres fahren die ersten Züge fahrplanmässig durch den Gotthard-Basistunnel. Der Tunnel ist ein starkes Zeichen für die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene. Doch anstatt die Verlagerung mit dem neuen Tunnel zu forcieren, müssen wir im gleichen Jahr wieder über eine zweite Röhre für die Autos und Lastwagen abstimmen. Diese würde die Verlagerungspolitik torpedieren und der EU das Zeichen geben, dass wir es doch nicht so ernst mit der Verlagerung meinen. Fast niemand glaubt, dass nach Fertigstellung die 2. Spur in jedem Tunnel gesperrt werden wird und tatsächlich geschlossen bleiben soll.

Durch die Sanierung des Gotthard-Autotunnels haben wir die Möglichkeit zu zeigen, dass wir es ernst mit dem Verlagern auf die Schiene meinen. Mit Verladestationen in Basel und Chiasso könnten die LKWs langfristig auf der Schiene durch die Schweiz gefahren werden. Mit Verladestationen vor dem Gotthardtunnel können während der Sanierung im Winter die Autos und ein Grossteil der LKWs auf der Schiene transportiert werden. Die Sicherheit kann und muss auch im bestehenden Tunnel stark verbessert werden, beispielsweise mit versenkbare Leitplanken und eine bessere Beleuchtung. Paradoxerweise würde die Sicherheit ohne zweite Röhre erhöht werden, weil der Verkehr nicht zunehmen würde, wie dies mit einem zweiten Tunnel zweifelsohne passieren würde. Eine Studie des Bundesamts für Unfallverhütung hat aufgezeigt, dass durch ein Verkehrszuwachs von gerade mal drei Prozent die gewonnene Sicherheit eines zweiten Tunnels aufgehoben würde, weil die Zahl der Unfälle ausserhalb der Tunnels wegen des Mehrverkehrs steigt.

Zudem verschlingt eine zweite Röhre Unmengen an Geldern, welche an anderen Orten viel dringender gebraucht werden. Hinzukommt, dass die Instandhaltung zweier Tunnels langfristig nochmals mehr Kosten verursacht. Die Kosten des Schienenverlads während der Bauzeit hingegen sind um einiges tiefer. Das angeschaffte Rollmaterial könnte ausserdem nach der Sanierung im Lötschberg gebraucht werden, da dort das Rollmaterial einmal ersetzt werden muss.

Deshalb müssen wir dieser unsinnigen und teuren Lösung eine Absage erteilen und am 28. Februar nein zur 2. Gotthardröhre stimmen.