Grüne Wirtschaft muss die Zukunft sein

Die Initiative „für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft“ verlangt nichts anderes, als dass wir unseren Ressourcenverbrauch langfristig so gestalten, dass die Lebensgrundlagen auch noch für den Rest der Welt und für unsere Nachkommen genügen. Das ist heute nicht der Fall: Wir verbrauchen so viele Ressourcen, dass es drei Erden braucht. Das ist nicht nur ein Spruch, sondern ein Fakt, und deshalb müssen wir handeln. Während wir uns mit dieser Initiative befassen, tagt in Paris die Uno-Klimakonferenz. Alle – oder sagen wir: fast alle – sind sich einig, dass es 5 Sekunden vor 12 ist, was die Klimaänderung betrifft. Wir müssen heute und jetzt handeln!

Die Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile bekannt. Die zerstörten Lebensgrundlagen werden gemäss der Uno in den nächsten 15 Jahren 100 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen machen. Gerade die Klimaauswirkungen zeigen: Unser Konsum und unsere Lebensweise haben Auswirkungen im In- und Ausland. Ja, da bin ich mit Herrn Giezendanner einverstanden: Wir müssen auch das Ausland mit einbeziehen, wir müssen schauen, was wir dort an Klima-, an Umweltschäden verursachen. Denn die durch unseren Konsum verursachte Umweltbelastung fällt zu über 70 Prozent im Ausland an. Denken Sie nur an die problematischen Agrarprodukte wie Palmöl für unsere Fertigprodukte, Soja für unsere Massentierhaltung oder an Abbauprodukte wie seltene Erden, Erze, Öl und Uran. Wochenlang haben wir die Nachricht gehört: In Südostasien brennen die Urwälder, entfacht durch illegale Brandrodungen. In Südamerika und Afrika wird der Wald abgeholzt, um Energiepflanzen anzubauen, um daraus „Bio“-Sprit für uns herzustellen – schon dieses Wort ist eine Perversion -, damit wir unsere Individualmobilität angeblich ökologischer befriedigen können.

Solche Zusammenhänge will die Initiative „Grüne Wirtschaft“ aufnehmen und angehen. Dazu sind hohe internationale Umweltstandards – natürlich auch Sozial- und Arbeitsstandards – notwendig, bei allen Produkten, egal, ob sie im Inland oder im Ausland hergestellt werden. Es braucht hohe Standards mit messbaren Zielen, Kontrollierbarkeit und eine stete Weiterentwicklung.

Die Initiative motiviert, vernünftiger mit den Stoffen umzugehen – weg von der Abfallwirtschaft, hin zur Kreislaufwirtschaft. Es ist höchste Zeit, dass wir die Wirtschaft so trimmen, dass sie die Umwelt möglichst wenig gefährdet. Freiwilligkeit ist gut, und die Initiative setzt ja auch dort an. Aber Hand aufs Herz: Die Freiwilligkeit hat in diesen Bereichen praktisch immer versagt. Erst auf Druck – sei es über die monetäre Schiene, sei es über Gesetze – haben sich die Dinge im Bereich Recycling oder umweltschonende Produktionsprozesse entwickelt. Genau dies ist auch der Motor der Innovation, und dies liegt im Interesse der Schweizer Wirtschaft, um langfristig leistungsfähig zu bleiben.

Die Initiative regt uns auch dazu an, uns Gedanken über den Konsum ganz allgemein zu machen, denn die Ziele der Initiative sind hoch. Ohne den Konsum zurückzufahren, sind sie nicht zu erreichen. Darauf muss sich auch unsere Wirtschaft einstellen. Das ewige Wachstum funktioniert nicht, vor allem, wenn dabei der Stoff- und Energieverbrauch mitwächst.

Das alte Parlament hat die Revision des Umweltschutzgesetzes abgelehnt, den Versuch, ohne diese Initiative in die richtige Richtung zu schreiten. Sie haben nun die Möglichkeit, zu einer Initiative Ja zu sagen, die für eine nachhaltige Zukunft für unsere nächsten Generationen sorgen wird.