Kreislauf- statt Wegwerfwirtschaft
Es gibt nur eine Erde und die muss für alle reichen, heute und auch für die nächsten Generationen. Das ist heutzutage einfacher gesagt, als getan: Eine immer grössere Bevölkerung mit immer höheren Bedürfnissen. Damit die natürlichen Ressourcen für alle reichen, muss mit ihnen sorgsam umgegangen werden. Heute betreiben wir Raubbau. Würden alle Menschen so viele Ressourcen verbrauchen wie wir in der Schweiz, dann müssten uns mehr als 3 Erden zur Verfügung stehen. Deshalb ist das Anliegen der Initiative „Grüne Wirtschaft“ völlig legitim: Wir müssen unseren Ressourcenverbrauch beschränken und anstelle einer Wegwerfwirtschaft eine Kreislaufwirtschaft etablieren. Die Initiative zeigt auf, wie das erreicht werden soll: mit klaren Zielvorgaben, Lenkung, Forschung und Innovation.
Sind wir wirklich die Besten, wenn es darum geht, Abfall zu vermeiden oder weiter zu verwenden? Die Schweiz gehört zu den Spitzenreitern, was die Abfallmenge anbelangt. Ein OECD-Vergleich 2015 zeigt, dass in der Schweiz mehr als 700 kg Abfall pro Person und Jahr anfällt. Nur gerade die USA und Dänemark produzieren mehr Abfall als wir. In der Schweiz werden 51% wieder aufbereitet und 49% verbrannt. Spitzenreiter sind wir im Recycling von Glas: 96% des Glases wird wiederverwendet. Das beweist: Viel ist möglich. Die Schweiz hat klar noch Potential nach oben, beispielsweise beim Kunststoff, wo gerade mal 11% wieder aufbereitet werden. Die beste Verhaltensweise ist in Anbetracht der Verknappung der Ressourcen aber immer noch die Vermeidung von Abfall. Nicht nur weniger Verpackung schafft dabei Abhilfe, sondern auch die Erhöhung der Langlebigkeit von Produkten.
War die Schweiz in vielen Bereichen im Umweltschutz und in der Ressourcenbewirtschaftung einst an der Spitze, ist sie von vielen Staaten längst überholt worden. Gerade bei der Solar-Energie sind wir völlig abgeschlagen. Das widerspiegelt sich auch im CO2-Ausstoss. Durchschnittlich produziert in der Schweiz jede Person 4.8 t CO2 pro Jahr. Um den Anstieg der globalen Temperatur bis Ende dieses Jahrhunderts unter 2°C zu halten, dürfte es nur eine Tonne sein! Alle Inselstaaten hatten sich letztes Jahr an der Klimakonferenz in Paris heftig für diesen Zielwert eingesetzt. Ihnen verschwindet buchstäblich der Boden unter den Füssen. Auch hier gilt es zu handeln, was klar auch im Interesse der Schweiz ist. In Zukunft werden die Klimaschäden durch Unwetter, Dürren oder Gletscherschmelzen zunehmen, damit steigen auch die Klimakosten und die Zahl der Klimaflüchtlinge. Wenn wir jetzt gut überlegt, innovativ handeln, tun wir etwas für die nahe Zukunft.
Der technologische Wandel hilft uns dem Ziel einer „Grünen Wirtschaft“ näher zu kommen. Dazu sind Erkenntnis und Innovation unerlässlich. „Grüne Wirtschaft“ ist das Gegenteil von Zwängerei, wie die Gegner ständig wiederholen. Die Schweiz hat als guter Forschungsplatz alle Möglichkeiten Spitzenreiterin in der Entwicklung von Technologien für die weltweit kommenden Herausforderungen zu werden. Das Nachhaltigkeitsziel, bis 2050 in der Schweiz einen Fussabdruck von 1 zu erreichen ist, nicht nur vernünftig, sondern auch überlebensnotwendig. Bundesrätin Leuthard hat dies erkannt und einen Gegenvorschlag zur Initiative eingebracht. Das Parlament hat diesen aber verworfen, weil es dem kurzsichtigen Druck von Gewerbe- und Wirtschaftsverbänden nicht standhalten konnte. Jetzt melden sich aber Unternehmer zu Wort, die diese Vogel-Strauss-Politik ablehnen und auf die Chancen für die Schweizer Wirtschaft hinweisen. Damit sie die Nase vorne hat.
Deshalb stimme ich JA zur Grünen Wirtschaft am 25. September.