Rede Klimastreik Wil
Letzten Sommer haben wir erlebt, in welche Richtung es mit der Klimaerhitzung gehen wird. Die Durchschnittstemperaturen waren seit 150 Jahren nicht mehr so hoch. In der ganzen Schweiz fehlte der Regen. Für die Badi ist das ideal. Aber die Landwirte mussten Kühe notschlachten, weil ihnen das Futter ausgegangen war. Und das ist erst der Anfang. Der neueste Bericht des UNO-Klimarats ist alarmierend und klipp und klar: Die Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit muss unbedingt auf höchstens 1.5 % begrenzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss bis spätestens 2050 der Nettoausstoss von CO2 auf null reduziert werden. Und was sind die Ambitionen der Schweiz? Der Bundesrat schlägt vor, den Ausstoss bis 2050 um rund 75 % gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Das ist weit weg von null! Diese Vorschläge des Bundesrats zur Klimapolitik sind absolut ungenügend. So wird das nichts. Es muss heissen: Ufä mit äm Klimaschutz, abä mit äm CO2! Alles, was zur Klimaerwärmung beiträgt, muss angepackt werden. d.h. der Verkehr, die Gebäude, die Landwirtschaft, Essen und auch der Finanzplatz. Und alle müssen mitmachen, auf Bundesebene, auf Kantonsebene, auf Gemeindeebene. Überall muss es heissen: Ufä mit äm Klimaschutz, abä mit äm CO2!
Seit Jahren kämpfen wir für eine wirkungsvolle Klimapolitik. Die Mehrheit in den Parlamenten und Regierungen wollten davon nichts wissen. Sie unterstützten lieber die Erdöllobby und die Kohleindustrie, Flugunternehmen und Betonwerk. Der Schweizer Finanzplatz verursacht 1,1 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. Stellt euch diese Unmenge einmal vor. Zum Vergleich: Im Inland produziert die Schweiz 50 Millionen Tonnen. Der Schweizer Finanzplatz verursacht also durch seine Fehlinvestitionen 22 Mal mehr CO2 wie die ganze Schweiz. Es ist also absolut wichtig, dass er miteinbezogen wird. Letztes Jahr wurde weltweit soviel in Kohle und Öl investiert wie noch nie. Das muss sich drastisch ändern. Es muss für alle Branchen heissen: Ufä mit äm Klimaschutz, abä mit äm CO2!
Die Schweiz hat wie 194 andere Länder das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Aber richtig ernst nimmt es bis jetzt niemand. Auch der Bundesrat hat letztes Jahr ein mickriges CO2-Gesetz beschlossen. Eines, das niemandem wehtut. Der Nationalrat hat die Massnahmen dann noch weiter zusammengestrichen. Ein Gesetz für die Füchse, zum Vergessen.
Darum ist eure Bewegung so wichtig! Es ist einzig eurer Bewegung zu verdanken, dass jetzt etwas läuft. Mit euren Klimademos „wem sini Zukunft, üsi Zukunft“ habt ihr Ernst gemacht und die PolitikerInnen aufgeweckt. Ja, sogar diese, die nie etwas tun wollten, können jetzt nicht mehr wegschauen.
In vielen Gemeinden, Kantonen, ja sogar Ländern wird nun der Klimanotstand ausgerufen. Auch in Schweizer Städten wie Basel-Stadt, Delemont, Olten, aber auch Los Angeles, Vancouver oder London, es sind weltweit bereits über 300. Und heute – gerade jetzt diskutiert das Stadtparlament in Wil darüber. Einen Notstand auszurufen ist ein starkes Zeichen, das macht man nicht leichtfertig. Aber es zeigt: langsam checken es die Leute, dass wir auf eine aussergewöhnliche Situation zu steuern und wenn wir jetzt nicht handeln, lässt sich der Verlauf nicht mehr umkehren. Einen Klimanotstand alleine auszurufen nützt noch nichts. Das zeigt Basel, das JA zum Notstand gesagt hat und dann wurden rund die Hälfte der konkreten Massnahmen abgelehnt. Der Auftrag ist klar, das habt ihr mit eurem hartnäckigen Demos bewirkt. Jetzt kann es nur noch heissen „Ufä mit äm Klimaschutz, abä mit äm CO2“.
Wir stehen jetzt nicht vor dem Nichts. Es gibt schon lange Listen voll von wirksamen Massnahmen. Die Banken, Pensionskassen und Versicherungen müssen aufhören, in Kohle, Erdöl, Erdgas oder Abholzungen zu investieren. Unsinnige Flüge müssen verboten werden und die anderen müssen massiv verteuert werden. Die SBB will die GAs massiv verteuern und die Studenten-GAs ganz abschaffen. Das geht völlig in die falsche Richtung. Das dürfen wir nicht akzeptieren. Genauso wie der vorgesehene weitere Ausbau der Autobahnen. Investiert in attraktiven Langsamverkehr! Die Mobilität muss in Zukunft mit dem öffentlichen Verkehr und dem Velo passieren. Darum müssen wir heute investieren, da braucht es kreative Ideen. Und ich bin mir sicher, die habt ihr. Es gibt auch schon eine Initiative, die Netto Null CO2 bis 2050 verlangt. Diese Gletscherinitiative ist nicht radikal, aber sie ist wichtig, um Druck auf die Politik aufbauen zu können, damit endlich gehandelt wird.
Gut steht ihr hin und kämpft für eure Zukunft. Jeder Streiktag, jede Demo ist ein weiterer Tropfen auf den Granitblock der uneinsichtigen Politikerinnen und Politiker. Ich danke euch, dass ihr für eure Zukunft kämpft.