Solidarität. Jetzt erst recht!

Zum ersten Mal seit 130 Jahren müssen dieses Jahr die 1. Mai Kundgebungen abgesagt werden. Unglaublich, ein neues Virus zwingt die ganze Welt in die Knie. Das hindert uns aber nicht daran, auch an diesem 1. Mai für Solidarität einzustehen – und zwar digital. So heisst denn dieses Jahr das 1. Mai Moto «Solidarität. Jetzt erst recht!».

Es braucht Solidarität mit den besonders gefährdeten Menschen in dieser Pandemie. Die Krankheit kann jede oder jeden treffen, aber nicht für alle sind die Konsequenzen gleich hoch. Deshalb verlangt es wirklich ein hohes Mass an Solidarität, sich an die Weisungen des Bundesrats zu halten und die Kontakte zu minimieren, Abstand zu halten und zu Hause zu bleiben. Das ist kein natürliches Verhalten, das fällt den meisten schwer. Die Vereinsamung ist unbestritten ein grosses Problem bei diesen Massnahmen. Aber immerhin, die Solidarität unter den Menschen spielt. Sie helfen einander. Bis jetzt hiess es, alles runterfahren. Bald schon heisst es hochfahren. Tun wir auch dies mit viel Verantwortung und Rücksicht, denn einen Rückschlag will niemand. Deshalb: #bleibenwirzuHause. Solidarität. Jetzt erst recht!

Alle Aufmerksamkeit war in den letzten Wochen auf die Spitäler, die Pflegenden und Ärztinnen und Ärzte gerichtet. Es zeigt sich, wie wichtig eine gute Spitalinfrastruktur ist. Das Personal leistet einen enormen Einsatz, immer bereit einzuspringen, wenn es nötig wird. Überstunden und unregelmässige Einsätze gehören zum Alltag. Die Pandemie zeigt einmal mehr auf, welche Berufe wirklich systemrelevant sind. Es sind nicht die Banker und Aktionäre, es sind die Pflegenden! Weltweit wird ihnen applaudiert für ihre Leistung. Aber wichtiger ist, dass nach der Krise endlich die Arbeitsbedingungen der Pflegenden verbessert werden. Heute steigen fast 50 % der in Pflegeberufen arbeitenden Personen aus dem Beruf aus, weil die Arbeitszeiten so unflexibel sind, die Anerkennung und auch der Lohn zu gering sind. Es braucht eine umfassende Pflegeoffensive. Die Arbeitsbedingungen müssen besser werden. Es braucht Arbeitszeiten, die sich besser den Lebenssituationen anpassen. Es braucht staatliche Unterstützung bei der Ausbildung von Fachkräften. Die Pflegeinitiative bietet genau diese Möglichkeit, diese Forderungen voranzubringen. Deshalb: #Pflegeinitiative. Solidarität. Jetzt erst recht!

Es braucht jetzt auch Solidarität mit den lokalen Kleinst- und Kleinunternehmen. Viele mussten wegen Covid den Betrieb schliessen. Alles, was uns im Alltag lieb und recht ist, ist geschlossen. Die Bar, das Cafe, die Beiz, das Kulturlokal, der Konzertsaal, der Coiffeur, etc. etc., Die Auswirkungen auf das Kleingewerbe sind enorm. Wer sich jetzt bequem von zuhause aus bei Amazon eindeckt, macht dessen Besitzer noch reicher, den reichsten Mann der Welt, der seine Leute wie Roboter schuften lässt. Nein, jetzt heisst es warten, bis die Betriebe wieder öffnen. Viele KMUs kämpfen mit dem Lockdown. Man muss sich das vorstellen: Über 1.5 Millionen Angestellte sind auf Kurzarbeit. Sie erhalten nur noch 80 % ihres Lohnes. Wer in einer Tieflohnbranche wie Verkauf, Logistik oder Reinigung arbeitet, kann vom Einkommen nicht mehr leben. Das ist beschämend. Es braucht Mindestlöhne auch in Krisenzeiten, die nicht unterschritten werden dürfen. Der Bund stellt 60 Milliarden Franken für die Unterstützung der Unternehmen zur Verfügung und doch steigen die Arbeitslosenzahlen. Deshalb: #Mindestlohn. Solidarität. Jetzt erst recht!

Corona ist eine enorme Herausforderung für das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und jeden einzelnen von uns. Das hindert uns auch immer stärker daran, über unseren Horizont hinauszuschauen. Schauen wir nach Afrika, Asien, Lateinamerika oder in die Flüchtlingslager in Griechenland, Syrien, Bangladesh und vielen weiteren Orten. Dort ist das Coronavirus eine enorme Bedrohung, weil es schon in Nicht-Corona-Zeiten an allem fehlt. Jetzt wird das Leben zum Horror. Abstandregeln? Hygienemöglichkeiten? Unmöglich. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnt die Weltgemeinschaft eindrücklich, dass es in der Verantwortung aller Nationen liegt, jetzt den Ärmsten zu helfen. Gerade fragile Länder steuern wegen der Coronakrise neben der gesundheitlichen Krise einer Ernährungskrise zu. Die Schweiz muss helfen. In der Corona-Debatte von nächster Woche muss das Parlament dafür sorgen, dass die jetzt vom Bundesrat versprochenen Beiträge für die internationale Covid-Finanzierung zusätzlich gesprochen und nicht von anderen Entwicklungsprojekten weggenommen werden. Die Schweiz muss sich zudem einsetzen, dass die Flüchtlingscamps in Griechenland evakuiert werden. Sie muss sich bereit erklären, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen so eine Chance zum Überleben zu geben. Deshalb: #internationaleSolidarität. Solidarität. Jetzt erst recht!

Der 1. Mai ist der Feiertag der ganzen Welt. Am 1. Mai stehen wir zusammen und fordern für alle: Solidarität. Jetzt erst recht!