Es ist Zeit für die Pflegeinitiative

Wir alle wissen es: Die Bevölkerung wird immer älter. Das ist positiv, es steigt damit aber auch der Bedarf an Pflegeleistungen. Es gibt bereits heute einen Mangel an diplomierten Pflegefachkräften. Die Covid-Pandemie hat uns dies wieder vor Augen geführt. Das Problem darf deshalb nicht mehr länger aufgeschoben werden. Sonst laufen wir in einen ernstzunehmenden Pflegenotstand. Die Pflegeinitiative stellt die notwendigen Forderungen.

Es gibt zu wenig Pflegende, obwohl der Beruf eigentlich sehr attraktiv ist: Verantwortungsvoll, abwechslungsreich, qualifiziert. Trotzdem fehlt es an Nachwuchs und die Verweildauer im Beruf ist Rekord tief. Der Pflegeberuf ist in der heutigen Form zu wenig attraktiv. Es führt also kein Weg daran vorbei, den Beruf aufzuwerten. Zum einen muss die Aus- und Weiterbildung besser unterstützt werden. Das hat auch das Parlament eingesehen und einen indirekten Gegenvorschlag ausgearbeitet. Damit soll die Ausbildung in den nächsten acht Jahren mit einer Milliarde Franken unterstützt werden.

Das allein reicht aber nicht. Es braucht auch Massnahmen bei den Arbeitsbedingungen. Und genau dieser wichtige Aspekt fehlt im indirekten Gegenvorschlag. Eine Umfrage der Universität Zürich hat ergeben, dass viele bereits in der Ausbildung über einen Jobwechsel nachdenken und sich fast 45 Prozent in zehn Jahren nicht mehr in diesem Beruf sehen. Gründe gibt es viele. Wegen Personal- und Zeitmangel kann oft nicht gepflegt werden, wie es angebracht wäre. Die Qualität leidet. Das belastet viele Pflegende. Häufig müssen Überstunden geleistet werden, weil es zu wenig Personal hat. Mehr als zwei Drittel finden ihren Lohn zu tief. Dieser liegt im Median bei rund 6000 CHF für eine diplomierte Pflegefachkraft gemäss Lohnbuch 2021. Zudem ist auch die dauernd wechselnde Arbeitszeit zwischen Tages-, Spät- und Nachtschicht längerfristig problematisch und schlägt auf die Gesundheit. Das Hauptproblem: Spitäler müssen häufig marktwirtschaftlich operieren und Gewinn erwirtschaften. Das geht auf Kosten der Mitarbeiter:innen und damit schliesslich auch auf die der Patient:innen.

Eines ist klar: Es braucht Mindestanforderungen an die Arbeitsbedingungen. Es braucht konstantere und verlässlichere Arbeitszeiten, damit Familie und Beruf besser vereinbart werden können. Es braucht mehr Kinderbetreuungsplätze. Ohne Fortschritte in der Erfüllung dieser gesellschaftlichen Forderungen wird es immer Fachkräftemangel in der Pflege geben. Es langt eben nicht, die Ausbildung besser zu finanzieren, wie das der Gegenvorschlag immerhin will. Wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht verbessert wird, werden die Fachkräfte abspringen. Das heisst nichts anderes, als dass das eingesetzte Geld zum Fenster hinausgeschmissen ist.

Deshalb braucht es am 28. November 2021 ein JA zur Pflegeinitiative. Nur sie packt das Problem an der Wurzel an.